Oktober 24, 2020

hyprliebtmedien: Mit USA-Korrespondentin Sabrina Keßler

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Wer bist du und was machst du?

Hallo, mein Name ist Sabrina Keßler. Ich lebe und arbeite seit einigen Jahren in New York City und bin hier als US-Korrespondentin für verschiedene Medien in Deutschland und in der Schweiz tätig.

Wie kommst du ganz persönlich durch die Corona-Krise?

Die Coronakrise hat die USA deutlich heftiger getroffen als viele andere Länder. Gerade am Anfang war New York City das große Epizentrum, dementsprechend gruselig waren auch die ersten Wochen in der Krise, wo die Straßen plötzlich komplett leergefegt waren und man im Minutentakt den Krankenwagen gehört hat. Ich bin dann natürlich auch, wie viele andere, vom Büro ins Home Office gewechselt, habe mir Lebensmittel nur noch liefern lassen, bin maximal mit dem Hund vor die Tür. Aber die Situation hat sich zwischenschzeitich zum Glück etwas beruhigt und auch wenn die Lage im Rest des Landes noch ziemlich angespannt ist, geht es in New York immer weiter aufwärts.

Was ist das spannendste an deinem Job als USA-Korrespondentin?

Es gibt ganz viele Punkte, die meine Arbeit in New York spannend machen. Zum einen wohne ich natürlich in einem ganz normalen Viertel mit ganz normalen Leuten. Ich bekomme also die Stimmung und die Probleme unter den Amerikaner:innen viel besser mit, wie beispielsweise die Proteste nach dem Tod von George Floyd, als tausende Menschen vor meiner Haustür marschiert sind und man diesen Frust gespürt hat, den viele Amerikaner:innen in sich tragen. Auf der anderen Seite arbeite ich den Großteil meines Tages an der Wall Street auf dem Börsenparkett, also genau an dem Ort, den die meisten nur aus dem Fernsehen kennen. Und das ist wirklich eine komplett andere und eigene Welt, die mich fasziniert. Jetzt kommt noch die US-Wahl hinzu, wo die ganze Welt auf Amerika guckt. Und dieses Ereignis vor Ort begleiten zu dürfen ist als Journalistin eine super aufregende Sache.

Was glaubst du, wer gewinnt die Präsidentschaftswahl im November?

Das ist eine schwierige Frage. Wenn man sich die Umfragen anschaut, hat Joe Biden einen ganz kleinen Vorsprung, auch weil Trump im Umgang mit der Coronakrise viele Wähler verprellt hat. Ich fürchte nur, und da sind wir wieder bei der Wahl von 2016, dass der Einfluss von sozialen Medien dieses Jahr noch deutlich stärker sein könnte. Das könnte tatsächlich dazu führen, dass Trump entgegen aller Umfragen nochmal gewinnen wird. Das große Problem, das die USA und auch viele andere Länder wie etwa Brasilien haben, ist, dass der Großteil des Wahlkampfes im Internet ausgetragen wird. Und dort spielen Falschnachrichten und Filterblasen eine ganz große Rolle. Und das hat unter anderem in der Wahl von 2016 dazu geführt, dass die Republikaner und damit Trump einen deutlichen Vorsprung hatten.

Welches deutsche Produkt vermisst du in den USA am meisten?

Als ich nach New York gekommen bin, dachte ich zuerst, dass mir das deutsche Brot fehlen wird. Ich wohne aber an der Grenze zu Greenpoint in Brookly. Hier sind viele polnische Einwanderer, einige von ihnen besitzen Bäckereien und bekommen das deutsche Brot ziemlich gut hin. Was mir aber tatsächlich fehlt, ist ganz normaler Joghurt und Quark, die gibt es hier nämlich beide nicht. Stattdessen kann man in den Supermärkten fast nur griechischen Joghurt kaufen – in allen Varianten und Formen.

Das Video-Interview mit Sabrina Keßler kannst du dir auf unserem Instagram-Kanal ansehen.